Woran erkennet man fake news? Welche Ziele verfolgt Putin? Wird sich der Krieg auf weitere Länder Europas ausdehnen? Werden ukrainische besser als andere Geflüchtete aufgenommen und warum ist das so?
Fragen wie diese beschäftigen die Menschen in Deutschland, ganz besonders Jugendliche. Diese haben in ihrem Leben, sofern in Mitteleuropa aufgewachsen, nie einen Krieg aus der Nähe mitbekommen und Frieden für selbstverständlich gehalten. Aber auch die meisten Spitzenpolitiker waren schockiert, weil sie Putins aggressiven Einmarsch in die Ukraine zuvor nicht für möglich gehalten hätten.
Am 27.April 2022, nach den Osterferien, haben erfahrene Experten im Weiterbildungszentrum Ingelheim mit Schüler:innen des SMG über deren Fragen gesprochen. Etwas mehr als 50 Schüler:innen der Klassen 9 bis 12 haben diese Gelegenheit genutzt und an dem Forum teilgenommen.
Florian Süß ist Medienpädagoge und erklärte anhand eines Beispiels (Videopost der rechtsgerichteten „Neuen Mitte“ über Putins Pläne), woran man fake news erkennen kann: So sprechen die starke Betonung der eigenen vermeintlichen Kompetenz des Sprechers, der Aufruf zur Unterstützung und zum Spenden sowie wertende Begriffe für die mangelnde Seriosität des Beitrags.
Dr. David Sirakov von der Nordatlantischen Akademie ist Experte für internationale Politik und erklärte anhand der Entwicklung in Putins Regierungszeit seit 2000 in einer Präsentation, was den russischen Präsidenten dazu treiben könnte, in das Nachbarland einzumarschieren.
Nachdem die Schüler:innen sich zu Anfang in Kleingruppen über ihre Ängste und Fragen ausgetauscht hatten, stellten sie nach den Präsentationen persönliche Fragen: Zum Beispiel fragten sie Herrn Dr.Sirakov nach seiner persönlichen Einschätzung einer Kriegsgefahr für uns in Deutschland. Oder danach, wie realistisch Putins Drohung eines atomaren Schlags sei. Trotz der deutschen Waffenlieferungen, so die Antwort des Experten, liege bisher keinerlei Rechtfertigung dafür vor, da Deutschland keine Kriegspartei sei und die Waffenlieferungen auch nicht als „Einmischung“ zu werten seien.
Die Veranstaltung war zustande gekommen, nachdem die Leiterin der Stabsstelle für Chancengleichheit und Vielfalt der Stadt Ingelheim, Frau Dr. Dominique Gillebeert, Herrn Dr.Florian Pfeil, den Leiter des WBZ, und seine Referent:innen Maren Weiß und Martin Konrath mit Frau Buchner-Naujoks (digital) „zusammengebracht“ hatte. Frau Gillebeert, das WBZ und Frau Buchner-Naujoks wollten eine freiwillige Info-Veranstaltung zum Ukraine-Krieg anbieten, bei der die SMG-Schüler:innen Gelegenheit bekommen sollten, sich auszutauschen und auf aktuelles Wissen der Experten zuzugreifen. Die WBZ-Organisator:innen, Frau Deylov und Frau Buchner-Naujoks haben die Veranstaltung in den Osterferien per Videomeeting gemeinsam organisiert, die Schüler:innen hatten im Vorfeld ihre Fragen schriftlich eingereicht und Frau Buchner-Naujoks vermittelte diese weiter an die Experten zwecks zielgenauer Vorbereitung.
Das Feedback der teilnehmenden Schüler:innen fiel positiv aus: Die Veranstaltung wurde als informativ und gewinnbringend eingestuft. Die Jugendlichen freuten sich über ein Teilnehmerzertifikat, das ihr besonderes Interesse und Engagement bescheinigt. Das WBZ zeigte sich ebenfalls zufrieden und bot eine Wiederholung an, falls am SMG Nachfrage bestehe.
Text und Fotos: Bettina Buchner-Naujoks